Nisthilfen für Wildbienen

Jede zweite Art der Wildbienen steht auf der „Roten Liste“. Dabei ist es eigentlich sehr einfach, mit eigenen, einfachen Mitteln die Wildbienen zu helfen. Aus Bambusstäben, Schilfstängeln, Natur-Strohhalmen, Stängeln vom Herzgespann, Staudenknöterich sowie anderen nicht mit Mark gefüllten Stängeln lassen sich einfache Nisthilfen basteln.

Volker Fockenberg

Wildbienenexperte Volker Fockenberg

Seminarteilnehmer mit selbstgebauter Nisthilfe

Seminarteilnehmer mit gebastelter Nisthilfe

Nisthölzer eignen sich auch sehr gut, um den kleinen Summern zu helfen. Leider sieht man sehr häufig, dass hierbei gravierende Fehler entstehen. Auf keinen Fall darf hierfür Nadelholz verwendet werden, da es sehr harzhaltig ist und somit die Flügel der Insekten verklebt werden können. Vielmehr soll abgelagertes, trockenes Hartholz (z. B. Buche, Esche, Obstbaum, Eiche) verwendet werden. Auch werden die Löcher fälschlicherweise häufig ins Stirnholz/Hirnholz gebohrt, also direkt in die Jahresringe.  Auf der Stirnholzfläche  sind die Kapillaren des Holzes offen. Diese Wasserleitungselemente transportieren Feuchtigkeit ins Holz, so dass selbst bei abgelagertem Holz Risse entstehen. Durch diese Rissbildungen können Pilze und Parasiten vergleichsweise einfach in die Brutröhren der Wildbienen gelangen, so dass die Brut geschädigt wird.

Richtig ist, die Löcher in das Längsholz zu bohren, also dort, wo ursprünglich die Rinde war. Die Gänge sollten einen Durchmesser von 2 bis 10 Millimeter haben  und je nach Länge des Bohrers  möglichst tief gebohrt werden. Allerdings dürfen die Hölzer nicht durchgebohrt werden.  Es muss sauber gebohrt werden, da Holzsplitter in Lochöffnungen  die zarten Bienenflügel beschädigen können.

Nisthölzer können aufgrund von Witterungseinflüssen, Feuchtigkeit und Pilzbefall schnell für die erwünschten Bewohner wertlos werden. Deshalb hat Volker Fockenberg (www.wildbiene.com)  Nisthilfen entwickelt, die den nützlichen Tieren für viele Jahre Brutraum bieten (s. Foto).

Nisthilfe aus unbrauchbarem Holz

falsch

Nisthilfe aus Holz

richtig

Bienenstein als Nisthilfe

alternativ

Für die erfolgreiche Besiedlung ist es wichtig, dass ein sonniger Standort  gewählt wurde. Aufgrund der Morgensonne ist die Ausrichtung nach Südosten optimal. Da Wärme und Trockenheit für die Entwicklung der Brut wichtig sind, sollten die Nisthilfen durch ein Dach vor dem Regen geschützt werden (s. Fotos).

Aufbau verschiedener Nisthilfen
Aufbau verschiedener Nisthilfen

Wichtig ist auch, dass die Einflugschneise für die Wildbienen nicht durch Pflanzen oder Gegenständen verdeckt wird. Da die Wildbienen außerdem nur einen kleinen Aktionsradius von wenigen Hundert Metern haben,  müssen blütenreiche Flächen (Gärten, Grünanlagen, Brachflächen) in der Nähe sein. Der Wildbienenexperte Volker Fockenberg weist außerdem darauf hin, dass eine Nistwand auch eine wichtige Funktion für die Umweltbildung hat. „Besucher können die faszinierende Lebensweise der harmlosen einzeln lebenden Bienen beobachten, und Anregungen für Schutzmaßnahmen auf dem eigenen Balkon oder Garten erhalten.“

Seminare zum Thema

Das EBZ Potshausen will mit dem Seminar „Wildbienen und Blumenwiesen“ Interessierte qualifizieren und auf diesem Gebiet weiterbilden. Mit unterschiedlichen Themenbereichen und Referenten soll das Thema in zwei Teilen durchgeführt werden. Vorgesehen ist ein dreitägiges Seminar im Frühjahr und im Herbst. Das Seminar soll hierfür das entsprechende Fachwissen liefern.

Wir arbeiten mit den Wildbienenexperten Volker Fockenberg und Rolf Witt zusammen, mit denen Sie in unseren Seminaren in die aufregende Welt der Wildbienen eintauchen werden. Die Teilnehmer werden in die Artenvielfalt sowie in die Morphologie und Systematik der Wildbienen eingeführt. Im praktischen Teil können die Seminarteilnehmer mit Stereomikroskopen einen Einblick in die faszinierende Welt der Wildbienen gewinnen. Auch die Bestimmung ausgewählter Arten und Gattungen der Wildbienen wird im Seminar mit Bestimmungshilfen eingeübt. Die Wichtigkeit von Nisthilfen für die Wildbienen wird ebenfalls thematisiert und im Seminar werden an praktischen Beispielen Nisthilfen hergestellt. Darüber hinaus wird ein Referent der Firma „Saaten Zeller“ Aussaatmischungen und Maßnahmen zur Bodenvorbereitung und Pflege der Wildblumenwiesen und-beete thematisieren. In einem weiteren Schwerpunkt werden Wildbienen/Honigbienen-freundliche Stauden vorgestellt. Zudem findet im 1. Teil eine Exkursion mit Führung in „Befis Naturgarten“ (s. Foto) statt.

Seminar im Schulungsraum

Wildbienenexperte Rolf Witt während einer Präsentation

Seminar in der Natur

Für das Herbstseminar ist der Wildbienenexperte Rolf Witt vorgesehen, der die Teilnehmer in die Artenvielfalt der Wildbienen einführt. Weiterhin findet im Saal des Ev. Bildungszentrums Potshausen dann der öffentliche Vortrag „Wildbienen & Co in unserer Kulturlandschaft“ statt. Ebenso besteht ein hoher Aufklärungsbedarf in Bezug auf die Biologie und Lebensweise der Wildbienen und deren Bedeutung für die Bestäubung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden in diesem Teil die zertifizierten Aussaatmischungen der Firma „Rieger-Hofman“. Außerdem werden die Seminarteilnehmer in das fachgerechte Anlegen von Wildblumenwiesen unter Berücksichtigung der Bodenvorbereitung, der Saatgutmischungen im öffentlichen Grün, des Blühzeitpunktes und der Pflege von artenreichen Wildblumenwiesen geschult. Die Referentin Imke Halfwassen hat zu diesem Thema ihre Bachelorarbeit geschrieben.

Weiterhin werden Erfahrungsberichte zum Thema Anlegen von Wildblumenbeeten und an ausgewählten Beispielen vermittelt. Da durch die Förderung der Bingo Umweltstiftung Niedersachsen das Gelände des EBZ Potshausen in den Jahren 2018, 2019 und 2020 ökologisch aufgewertet und artenreiche Wildblumenwiesen und bienenfreundlichen Stauden angelegt wurden, können die Seminarteilnehmer somit einen Einblick und vielfältige Anregungen für die Gestaltung und das Anlegen von Wildblumenwiesen, bienenfreundlichen Rabatten, Staudenbeeten, Küchenkräuter etc. erhalten und vor Ort können praktische Anschauungsbeispiele aufgezeigt werden und eine fachgerechte Beratung erfolgen. Durch die abschließende Besichtigung des Ökowerkes Emden erhalten die Seminarteilnehmer weiterhin vielfältige Anregungsmöglichkeiten.